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Peter Hoffmann-Schoenborn

Bildende Kunst

Mein“ Stadtteil Hannover-Linden sowie die Ausdrucksformen des menschlichen Körpers – insbesondere beim und durch den Tanz – sind die „großen“ Themen meiner Fotografiererei

Nach jahrelanger „getrennter“ Beschäftigung lag es nahe, beide Themen zusammen zu bringen:

Hannover-Linden birgt in seinem Stadtbild sowohl reizvolle Orte – das Ergebnis u.a. des sog. künstlerischen Städtebaus der Jahrhundertwende – als auch „Unorte“, Orte, wild gewachsen, nach einem längst vergessenen Plan errichtet, nach Abbrüchen Brachen hinterlassend, ohne jeglichen ästhetischen oder künstlerischen Anspruch. Diese Orte – und insbesondere auch die „Unorte“ sichtbar zu machen – das ist das Ziel der Fotoserien „urban dance“ und „exploring lost places“. Dabei wird durch die Interaktion des Menschen mit dem Ort bzw. dem umgebenden Raum dieser sichtbar gemacht und rückt so in das Bewusstsein – sei es ein vorher nie wahrgenommener Garagenhof, die technischen Anlagen des Lindener Hafens oder aber die sich in Auflösung befindlichen Fassadenteile des Ihmezentrums.

Peter Hoffmann-Schoenborn
Peter Hoffmann-Schoenborn

Ausstellung „Grenzen der Philosophie“

Nina Melcher, Fotoprojekt „support your locals“, Hannover-Linden 2020
Nina Melcher, Fotoprojekt „support your locals“, Hannover-Linden 2020

Mit den hier gezeigten Tanzfotografien und Collagen wurde das Buch von Schellhammer, Barbara / Schützle, Lena (Hg.) „Philosophie der Grenze“, illustriert. Aus meinem Vorwort:

„Seit einiger Zeit widme ich mich der Tanzfotografie und begleite TänzerInnen und ChoreographInnen bei ihren Proben und Aufführungen oder realisiere mit diesen eigene Fotoprojekte. Und so las sich dieser „Call for Papers“ der Herausgeberinnen für dieses Buch für mich sofort wie das Script einer äußerst anspruchsvollen Tanzchoreographie. Schon die Eingangssätze „Der Mensch ist ein Grenzwesen. Er stößt an Grenzen, reibt sich an Grenzen und geht über sie hinaus“ ließen mich unwillkürlich an den Ausdruckstanz denken und so lesen sich diese nicht so sehr viel anders als die Sätze der Tänzerin und Choreographin Anna Huber: „In meinem Solo … wurden die körperlichen und mentalen Grenzen in Bezug zu den räumlichen Grenzen thematisiert und mit den Körpergrenzen die Frage nach dem Ich und wie sich Identität entwickelt und definiert. Die Grenzen des Körpers ganz konkret, die physische Ausdehnung, der Bewegungsradius von Finger- bis Zehenspitzen und darüber hinaus, innere und äußere Grenzen, reale und imaginäre Grenzen und Gratwanderungen dazwischen.“ (1)

Diese „Gratwanderungen dazwischen“ sind Gegenstand meiner fotografischen Erkundungen – weniger die ästhetisch vollkommenen „Bilder“ einer perfekten Schwanensee-Choreographie als vielmehr die Beschäftigung mit dem bzw. am „Rand der Körper“(2)!

[…]

Die darüber hinaus das Buch begleitenden Fotos beschäftigen sich ebenfalls mit Grenzen jedweder Art (Grenzen der Körperoptimierung, „grenzenloses“ Leid, Grenzüberschreitungen durch Gewalt, Grenzüberwindung durch „Überschreitung“), stellen neben dem künstlerischen aber auch den fotografischen Aspekt in den Fokus: „Richten wir den Blick auf den Tanz durch die Linse der Fotografie. Der Tanz braucht den Fluss. Ohne Kontinuität in Raum und Zeit kann er sich nicht entfalten. Er ist tendenziell randlos. Die Fotografie aber muss dem Randlosen Grenzen setzen. Nichts weniger als der Griff nach dem Unfassbaren steht auf dem Spiel. In der Konfrontation mit dem Fleisch des Tanzes wirkt die Fotografie in der Geste des Auslösens radikal: Sie versteinert mit eiserner Hand.“(6)

Eleanor Freeman in der Tanzperformance „Move a performance“, Choreographie: Mónica García Vicente, Hannover 2020
Eleanor Freeman in der Tanzperformance „Move a performance“, Choreographie: Mónica García Vicente, Hannover 2020

Das „Versteinern“ einer Bewegung mit „eiserner Hand“, die Gratwanderungen „am Rand der Körper“ mit den Mitteln der Fotografie – meine Themen!“

  1. Gabriele Brandstetter und Anna Huber, „Körper-Grenzen, Zeit-Ränder“, Cahiers d’Études Germaniques [Online], 78 | 2020, Online erschienen am: 28 Oktober 2021, abgerufen am 31 März 2022. DOI: https://doi.org/10.4000/ceg.9654
  2. Susanne Foellmer, „Am Rand der Körper“, transcript Verlag Bielefeld, 2009

[…]

  1. Isabelle Drexler, „Der Körper im Moment des Auf/Auslösens“, Fotografie und Tanz, Paderborn 2016, S. 11

Das ganze Vorwort in dem von dem Verlag unentgeltlich zum Download bereitgestellten Buch

Innawa Bouba, Fotoprojekt „urban dance“, Hannover-Linden 2019
Innawa Bouba, Fotoprojekt „urban dance“, Hannover-Linden 2019

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